An was denkt Ihr, wenn der Name „Frankenstein“ fällt? Wahrscheinlich erscheint bei vielen von uns vor dem inneren Auge das gruselige Gesicht von Boris Karloff aus der berühmtesten Verfilmung des Stoffes von 1931. Fast alle haben irgendeine Assoziation zum Mythos Frankenstein, aber die wenigstens kennen seine Urschöpfung, nämlich den Roman Frankenstein oder der moderne Prometheus der englischen Autorin Mary Shelley (1797–1851), die dieses Werk mit gerade mal 19 Jahren erschaffen hat.
Mary Shelley und ihr „monströses“ Werk
Das Team um die Choreographin Mónica García Vicente hat sich intensiv mit der Urfassung des Romans von 1818 und mit seiner legendären Entstehungsgeschichte im „Jahr ohne Sommer“ (1816) auseinandergesetzt genauso wie mit der faszinierenden und tragischen Lebensgeschichte der Autorin, die immer wieder durch den Tod
geliebter Menschen erschüttert wurde. Dabei ist das Bild von Mary Shelley als einer Figur entstanden, die als mutterloses Kind, als Frau, Mutter und Schriftstellerin im 19. Jahrhundert individuelle Eigenschaften und soziale Zuschreibungen mit ihren beiden männlichen Protagonisten teilt: mit dem erkenntnisgetriebenen Wissenschaftler Victor Frankenstein und mit seiner namenlosen Kreatur, die auf dem Weg zur Menschwerdung erst durch Ausgrenzung und Isolation zum Monster wird. Und so verschmelzen in unserem Tanzprojekt Mary Frankenstein die Autorin und ihre Figuren zu einer Einheit, denn alle drei tragen Aspekte von Menschlichkeit und Monstrosität in sich, in denen sie sich wechselseitig spiegeln. Der Aspekt der Monstrosität findet sich bereits in Mary Shelleys Autorinnenschaft: Sie widersetzte sich mit ihrem „monströsen“ Werk den traditionellen Vorstellungen von Weiblichkeit und emanzipierte sich von ihren intellektuellen und literarischen Vorbildern. Dem Monströsen wohnt also auch die Kraft zur Selbstermächtigung inne!
Mary Frankenstein: Über das Menschliche und das Monströse
Mary Frankenstein ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit den vielschichtigen und widersprüchlichen Facetten des Menschlichen und Monströsen. Die Choreografie begibt sich auf die Suche nach einer Ästhetik und Tanzsprache des „Monsters“ als Schwellenfigur und hinterfragt unsere Konzepte von Normalität und Ordnung, Kultur und Ästhetik, Menschsein und Menschlichkeit. Mit „Mary Frankenstein“ wollen wir auch an die Aufgabe der Kunst erinnern, gerade in „monströsen“ Zeiten für Menschlichkeit und Gemeinschaft einzutreten.
Team:
Choreografin: Mónica García Vicente
Tänzerinenn : Camilla Matteucci, Laura García aguilera
Komposition Musik: Maewen Forest
Video: Laura Nicole Viganó
Köstume: Trixxi Theis
Dramaturgie: Christina Rohwetter
Bühnenbild: Gerd Merkin
Produktionsleitung: Sophie Thuma
Copyrights Peter Hoffmann Schoenborn
Tickets www.monicagarciavicente.com